Trichoptera RP  -  die Köcherfliegenseiten von Peter J. Neu

Informationen zur Ökologie

Im Unterschied zu den nahe verwandten Schmetterlingen, deren Larven (Raupen) und Imagines terrestrisch leben, zeigen Köcherfliegen eine merolimnische Lebensweise, d.h., die Larven der Trichoptera entwickeln sich in unterschiedlichsten Still- und Fließgewässern, während die geschlüpften Imagines das Wasser verlassen und terrestrisch leben. Einzige Ausnahme ist hierbei die Gattung Enoicyla, deren Larven landlebend sind.

Larve von Potamophylax cingulatus mit Köcher aus kleinen Steinchen (Foto: P.J. Neu)Die Larven der Köcherfliegen vermögen unter Wasser Fangnetze, Wohnröhren, Larvenköcher oder Puppenkokons zu spinnen. Viele Arten spinnen einen röhrenförmigen Köcher, an dem sie  organisches und/oder mineralisches Material befestigen. Diesen Köcher tragen sie mit sich herum und nutzen ihn später als schützenden Kokon zur Verpuppung. Im Unterschied zu den nahe verwandten Schmetterlingen vollzieht sich das Puppenstadium dieser holometabolen Insekten unter Wasser.

Entsprechend des Nahrungsangebotes in den verschiedenen Gewässertypen haben die Köcherfliegen unterschiedliche Anpassungsformen zum Nahrungserwerb entwickelt. Unter ihnen finden sich Zerkleinerer von Laub oder Holz, aber auch Detritusfresser, Filtrierer, Weidegänger und Räuber.

Larve von Philopotamus montanus in ihrer Gespinströhre (Foto: P. J. Neu)Die wenig spezialisierten Mundwerkzeuge der Trichoptera erlauben den sich primär zerkleinernd, filtrierend oder weidend ernährenden Larven auch eine gelegentliche räuberische Ernährungsweise. Die köcherlosen Arten der Philopotamidae, Hydropsychidae und Polycentropodidae bauen Fangnetze am Gewässergrund und filtern hiermit ihre Nahrung aus der Strömung oder sie sind Räuber wie die Rhyacophilidae und suchen im schlammfreien Lückensystem kiesig-steiniger Bäche nach Beute.

Nach dem Schlüpfen verlassen die Imagines das Wasser und ruhen bei ungünstigen Flugbedingungen in der Ufervegetation verdeckt unter Blättern. Nach dem Paarungsflug legen die Weibchen ihre Eier an oder in Gewässern ab, wodurch der Zyklus von neuem beginnt. Bei vielen Fließgewässerarten führen sie vor der Eiablage einen bachaufwärts gerichteten Kompensationsflug durch, der die strömungsbedingte Verdriftung der Larven ausgleicht. Imagines  von Brachycentrus maculatus an der Kyll bei Bitburg. (Foto: P.J. Neu, 04.07.2001)

Die Köcherfliegen sind eine von Entomologen wenig beachtete Insektenordnung, die als Imagines regelmäßig auch abseits der Gewässer in der nächsten Umgebung des Menschen gefunden werden können. Die Erforschung dieser Insektenordnung ist noch längst nicht so weit fortgeschritten wie z.B. die der Schmetterlinge (Lepidoptera). So gibt es noch viele offene Fragen in der Larvaltaxonomie, aber auch in der Imaginaltaxonomie besteht noch Forschungsbedarf. Von vielen Arten sind Vorkommen und Verbreitung noch ungenügend bekannt.

In Rheinland-Pfalz gibt es nach derzeitigem Wissensstand 216 Köcherfliegenarten, in der Bundesrepublik Deutschland sind 316 Arten bekannt (ROBERT, B., 2007).

Aufgrund ihrer Anpassung an bestimmte Gewässertypen und -qualitäten eignen sich viele Arten gut als Bioindikatoren. Die Köcherfliegen bilden daher bei der biologischen Gewässergüteüberwachung eine der größten Gruppen in den gängigen Saprobiensystemen zur Beurteilung des Belastungszustandes von Fließgewässern.

 

Köcherfliegennachbildungen zum Fischen

Köcherfliegen sind eine der Hauptnahrungsgrundlagen vieler Fischarten. Vor allem die Flugangler (Fliegenfischer) versuchen Forellen, Äschen und andere Fischarten mit nachgebildeten Entwicklungsstadien von Köcherfliegen an den Haken zu locken. Nachbildungen von Köcherfliegenlarven So sehen Sie nebenstehend Fotos einiger nachgebildeter Larven (Nymphen) und Imagines (Sedges). Mit etwas Fantasie lassen sich hier zumindest sogar die Gattungen erahnen, die den Imitaten Pate gestanden haben.

Gute Informationen zum Fischen mit Insektennachbildungen finden Sie auf den Fliegenfischer-Seiten von Jürgen Gaul.

 

Literatur

Nachbildung einer Köcherfliegen-ImagoROBERT, B. (2001): Verzeichnis der Köcherfliegen (Trichoptera) Deutschlands. Die Köcherfliegen-Fauna Deutschlands: Ein kommentiertes Verzeichnis mit Verbreitungsangaben.- In: Klausnitzer, B. (ed.): Entomofauna Germanica 5.- Entomologische Nachrichten und Berichte, Beiheft 6: 107-151, Dresden

ROBERT, B. (2004): Systematisches Verzeichnis der Köcherfliegen (Trichoptera) Deutschlands – Fortschreibung 02/2004. – Entomologie heute 16 (2004), 93-107

ROBERT, B. (2007): Systematisches Verzeichnis der Köcherfliegen (Trichoptera) Deutschlands – Fortschreibung 08/2007. Lauterbornia 61: 79-99, Dinkelscherben

NEU, P.J. (2002a): Neunachweise von Köcherfliegen-Arten für das Gebiet der Bundesrepublik Deutschland und der Bundesländer Rheinland-Pfalz und Saarland (Insecta: Trichoptera). - Lauterbornia 43: 33-38, Dinkelscherben

 

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