Informationen zur Ökologie
Im Unterschied zu den nahe verwandten Schmetterlingen, deren Larven (Raupen) und Imagines terrestrisch leben, zeigen Köcherfliegen eine merolimnische Lebensweise, d.h., die Larven der Trichoptera entwickeln sich in unterschiedlichsten Still- und Fließgewässern, während die geschlüpften Imagines das Wasser verlassen und terrestrisch leben. Einzige Ausnahme ist hierbei die Gattung Enoicyla, deren Larven landlebend sind.
Entsprechend des Nahrungsangebotes in den verschiedenen Gewässertypen haben die Köcherfliegen unterschiedliche Anpassungsformen zum Nahrungserwerb entwickelt. Unter ihnen finden sich Zerkleinerer von Laub oder Holz, aber auch Detritusfresser, Filtrierer, Weidegänger und Räuber.
Nach dem Schlüpfen verlassen die Imagines das Wasser und ruhen bei ungünstigen Flugbedingungen in der Ufervegetation verdeckt unter Blättern. Nach dem Paarungsflug legen die Weibchen ihre Eier an oder in Gewässern ab, wodurch der Zyklus von neuem beginnt. Bei vielen Fließgewässerarten führen sie vor der Eiablage einen bachaufwärts gerichteten Kompensationsflug durch, der die strömungsbedingte Verdriftung der Larven ausgleicht. Die Köcherfliegen sind eine von Entomologen wenig beachtete Insektenordnung, die als Imagines regelmäßig auch abseits der Gewässer in der nächsten Umgebung des Menschen gefunden werden können. Die Erforschung dieser Insektenordnung ist noch längst nicht so weit fortgeschritten wie z.B. die der Schmetterlinge (Lepidoptera). So gibt es noch viele offene Fragen in der Larvaltaxonomie, aber auch in der Imaginaltaxonomie besteht noch Forschungsbedarf. Von vielen Arten sind Vorkommen und Verbreitung noch ungenügend bekannt. In Rheinland-Pfalz gibt es nach derzeitigem Wissensstand 216 Köcherfliegenarten, in der Bundesrepublik Deutschland sind 316 Arten bekannt (ROBERT, B., 2007). Aufgrund ihrer Anpassung an bestimmte Gewässertypen und -qualitäten eignen sich viele Arten gut als Bioindikatoren. Die Köcherfliegen bilden daher bei der biologischen Gewässergüteüberwachung eine der größten Gruppen in den gängigen Saprobiensystemen zur Beurteilung des Belastungszustandes von Fließgewässern.
Köcherfliegennachbildungen zum FischenKöcherfliegen sind eine der Hauptnahrungsgrundlagen vieler Fischarten. Vor allem die Flugangler (Fliegenfischer) versuchen Forellen, Äschen und andere Fischarten mit nachgebildeten Entwicklungsstadien von Köcherfliegen an den Haken zu locken. Gute Informationen zum Fischen mit Insektennachbildungen finden Sie auf den Fliegenfischer-Seiten von Jürgen Gaul.
Literatur
ROBERT, B. (2004): Systematisches Verzeichnis der Köcherfliegen (Trichoptera) Deutschlands – Fortschreibung 02/2004. – Entomologie heute 16 (2004), 93-107 ROBERT, B. (2007): Systematisches Verzeichnis der Köcherfliegen (Trichoptera) Deutschlands – Fortschreibung 08/2007. Lauterbornia 61: 79-99, Dinkelscherben NEU, P.J. (2002a): Neunachweise von Köcherfliegen-Arten für das Gebiet der Bundesrepublik Deutschland und der Bundesländer Rheinland-Pfalz und Saarland (Insecta: Trichoptera). - Lauterbornia 43: 33-38, Dinkelscherben
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